Hauswurz: Winterhärte, Vermehrung & Blütezeit von Sempervivum

Verena
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Aufgewachsen bin ich auf einem kleinen, biologischen Nebenerwerbshof und nach meinem FSJ auf einer Ranch in Amerika habe ich angefangen, in Hohenheim Agrarwissenschaften zu studieren. Am meisten interessieren mich hier die Bereiche Boden, ökologische Landwirtschaft und Pflanzenwissenschaften. Zuhause verbringe ich viel Zeit in unserem Garten und wenn ich dort nicht zu finden bin, trifft man mich oft in der Küche, wo ich unser Obst und Gemüse zum Kochen und Backen verwerte.

Lieblingsobst: Auch wenn sie langweilig sind – Äpfel
Lieblingsgemüse: Paprika, Rote Bete, Zucchini, Weißkraut

Schon in der Antike galt: Eine Hauswurz auf dem Dach schützt vor Blitzeinschlag. Wie viel Wahrheit darin steckt, ist nicht belegt, wohl aber, dass es sich bei Hauswurzen um pflegeleichte, äußerst dekorative Pflanzen zum Beispiel für Stein- und Vorgärten handelt.

Hauswurz-Sukkulenten
Hauswurze bilden schöne Blattrosetten und benötigen zudem extrem wenig Pflege

Bei der artenreichen Gattung der Hauswurze ist der botanische Name Programm: Sempervivum steht für „immer lebend“ und bezieht sich darauf, dass es sich bei Hauswurzen um sehr robuste, anspruchslose Pflanzen handelt. Hauswurze benötigen einen nährstoffarmen, mageren Boden, außerdem schadet ihnen weder Trockenheit noch Hitze oder Kälte. Aus diesem Grund zählen Hauswurze zu unseren Top 10 der pflegeleichten Pflanzen. Mehr über das Aussehen und die Blüte von Hauswurzen sowie die Beantwortung der Frage, wie winterhart Sempervivum ist, und eine Anleitung zum Vermehren von Hauswurzen finden Sie in diesem Artikel.

Hauswurz: Blüte, Herkunft und Eigenschaften

Entgegen dem Glauben, dass Sukkulenten vor allem in Wüsten und warmen Regionen vorkommen, liegt das natürliche Verbreitungsgebiet der Hauswurze in den Gebirgen Europas und reicht vom Kaukasus bis zu den Sierras in Spanien. Bis in Teile Asiens und Nordafrikas ist die Hauswurz verbreitet. Dort besiedelt Sempervivum gerne sonnige Steinhänge und Felsen.

Die Hauswurze stellen eine Gattung innerhalb der Dickblattgewächse (Crassulaceae) dar, zu der ungefähr 60 Arten gehören. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass es an die 7000 Zuchtsorten gibt. Die Auswahl im Handel ist dementsprechend riesig. Daher gehen wir in einem gesonderten Artikel genauer auf verschiedene, gut für den Garten geeignete Hauswurz-Arten und -Sorten ein.

Verschiedenen Hauswurz-Arten und -Sorten
Es gibt unzählige Sempervivum-Arten und -Sorten [Foto: Menno van der Haven/ Shutterstock.com]

Hauswurze sind winterharte, immergrüne, mehrjährige Pflanzen, die als Horst wachsen. Sie bilden Blattrosetten mit einem artabhängigen Durchmesser zwischen 1 und 20 cm. Dieses besondere Aussehen und die Tatsache, dass man Hauswurze vor allem in steinigen Gebieten findet, haben ihnen auch den Namen Steinrose eingebracht. Die Blätter sind dick und fleischig, was typisch für Blattsukkulenten ist, da die Blätter als Wasserspeicher dienen.

Hauswurz im Topf
Die Blätter von Hauswurzen sind dick und fleischig, da sie als Wasserspeicher dienen

Erst ab einem Alter von 3 Jahren blühen Hauswurze in der Blütezeit von Mai bis August. Das bedeutet jedoch gleichzeitig ihr Ende, denn nach der Blüte gehen Steinrosen ein. Vor der Blütezeit beginnt der Spross, sich zu strecken, bis der Blütenstand artabhängig meist zwischen 7 und 20 cm in die Höhe ragt. Anhand des Aussehens der Blüte wird die Gattung Sempervivum in zwei Sektionen unterteilt. Zur Sektion Jovibarba gehören nur zwei Arten, die sich durch eine fast glockenförmige Blüte auszeichnen. Die Blüten der Hauswurze in der weit größeren Sektion Sempervivum hingegen sind meist sternförmig ausgebreitet und besitzen deutlich mehr Kronblätter.

Hauswurz-Triebe
Kurz vor der Blüte beginnen die Triebe von Hauswurzen, sich zu strecken [Foto: guentermanaus/ Shutterstock.com]

Was ist der Unterschied zwischen Hauswurz und Sukkulenten? Es gibt keinen konkreten Unterschied zwischen Sukkulenten und Hauswurz, vielmehr stellen Hauswurze ein Beispiel für Sukkulenten dar. Sukkulenten sind Pflanzen, die in ihren Organen – also in Stamm, Blatt oder Wurzel(hals) – Wasser speichern und so an extreme Trockenheit angepasst sind. Auch Hauswurze zeichnen sich durch diese Wuchsform aus: Sie speichern Wasser in ihren verdickten Blättern.

Ist Hauswurz winterhart?

Alle Arten der Gattung Sempervivum sind gut winterhart. Viele Hauswurze werden der Winterhärtezone 6 zugeordnet. Das bedeutet, dass diese Hauswurz-Arten winterhart bis zu Temperaturen zwischen – 18 °C und – 22 °C sind. Manche Arten vertragen sogar Temperaturen bis zu – 34 °C. Deshalb ist das Überwintern von Hauswurzen in den allermeisten Regionen ohne Probleme möglich.

Einzig beim Überwintern von Hauswurzen im Topf sollte man etwas aufpassen. In einem Gefäß sind die Wurzeln schlechter geschützt und so kann es vorkommen, dass grundsätzlich winterharte Steinrosen doch Frostschäden an den Wurzeln davontragen. Als Schutz können Sie Ihre Töpfe zum Beispiel in Jutesäcke einpacken oder sie an einen geschützten Ort stellen.

Hauswurz im Schnee
Kalte Temperaturen schaden Hauswurzen meist nicht, nur zu feucht sollte es nicht werden [Foto: Mrljavica/ Shutterstock]

Zu Problemen kann es auch in feuchten Wintern kommen, denn Nässe vertragen Hauswurze gar nicht. Achten Sie daher darauf, dass sich bei Steinrosen in Töpfen kein Wasser in Topf und Untersetzter sammelt und dass bei Hauswurzen im Freiland immer eine gute Drainage des Bodens gewährleistet ist.

Hauswurz vermehren: Ableger und Co.

Hauswurze vermehren sich natürlicherweise ähnlich wie Erdbeeren über Ableger und Samen. Hat man ursprünglich nur eine Blattrosette, kann man beobachten, wie in ihrer Umgebung mit der Zeit immer mehr Rosetten entspringen. Dabei handelt es sich jeweils um einzelne, gestauchte Triebe, die allein lebensfähig sind. Blüht eine Rosette und stirbt danach ab, bedeutet das nicht den Tod der ganzen Pflanze, sondern nur dieser einen Rosette. Auch die anderen Rosetten bilden bis zu ihrer eigenen Blüte einige Ableger, sodass mit der Zeit ein Steinrosen-Teppich entsteht.

Blühender Hauswurz
Nur verblühte Blattrosetten sterben ab [Foto: COULANGES/ Shutterstock.com]

Hauswurz über Ableger vermehren

Für den Hobbygärtner einfacher umzusetzen ist die Methode der Vermehrung von Sempervivum über Ableger. Bei der Vermehrung über Ableger handelt es sich bei den Tochterpflanzen um genetische Klone der Mutter, denn sie besitzen nahezu das gleiche Erbgut. Der beste Zeitpunkt dafür ist im Frühjahr, es ist aber bis in den Herbst hinein möglich. Das Vorgehen ist bei allen Arten gleich:

  1. Bereiten Sie den neuen Standort für Ihren Sempervivum-Ableger vor. Worauf man dabei achten muss, wird in unserem Artikel zum Pflanzen und Pflegen von Sempervivum genauer beschrieben. Auf jeden Fall sollte er viel Sonne abbekommen und sich durch ein mageres, durchlässiges Substrat auszeichnen.
  2. Trennen Sie eine Blattrosette vorsichtig von den restlichen ab, indem Sie sie mit den Fingern auseinanderziehen. Ein steriles Messer kann zum Durchtrennen von verbindenden Spross- und Wurzelstücken verwendet werden.
  3. Versuchen Sie, so viele Wurzeln wie möglich mit dem Ableger herauszuziehen. Das erleichtert dem Hauswurz-Ableger später das Anwachsen. Wenn der Ableger nur wenig Wurzeln behalten hat, ist das kein Grund zur Sorge: Hauswurze sind in der Lage, relativ schnell ein neues Wurzelwerk auszubilden.
  4. Pflanzen Sie den Ableger an seinem neuen Standort ein und gießen ihn leicht an.
    Einpflanzen bedeutet bei Hauswurzen oft nur ein flaches Auflegen in eine Mulde und ein leichtes Andrücken.
  5. Ab jetzt braucht die Steinrose nur noch wenig bis gar keine Pflege.
Hauswurz mit Ablegern
Hauswurze breiten sich mit der Zeit von allein über Ableger aus [Foto: Lucky Business/ Shutterstock.com]

Hauswurz über Samen vermehren

Wenn die Vermehrung von Hauswurz über Ableger so einfach ist, warum sollte man sich dann mit dem Anziehen von neuen Pflanzen aus Samen plagen? Vielleicht sind die Gründe auch bei Ihnen Experimentierfreude und Neugier. Aus Saatgut neu gezogene Steinrosen durchlaufen durch die Bestäubung der Blüte einer genetischen Neukombination. Sämlinge werden also immer etwas anders als ihre Eltern aussehen. Das tritt besonders hervor, wenn sich Pflanzen aus verschiedenen Herkünften verkreuzen.

  1. Ernten Sie Saatgut von verblühten, bereits getrockneten Samenständen. Die Samen sind sehr klein und teilweise nur schwer mit dem Auge erkennbar.
  2. Lagern Sie das Saatgut bis zur Aussaat an einem kühlen, dunklen und trockenen Ort.
  3. Hauswurz-Samen benötigen einen Kältereiz zum Abbau der Keimruhe. Dabei muss die Temperatur über einen Zeitraum von 2 – 4 Wochen etwas über 0 °C betragen. Man sollte die Samen vor der Aussaat also entweder einige Wochen im Kühlschrank lagern oder sie bereits im Herbst im Freien aussäen und dort liegen lassen.
  4. Füllen Sie eine flache Schale mit angefeuchteter Anzuchterde. Gut geeignet ist zum Beispiel unsere Plantura Bio-Kräuter- & Aussaaterde. Sie ist nährstoffarm, durchlässig und zudem komplett torffrei, weshalb bei ihrer Herstellung ganze 60 % weniger CO2 ausgestoßen wird als bei vergleichbaren Erden.
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  1. Verteilen Sie die einzelnen Sempervivum-Samen mit einem Abstand von mindestens 3 cm auf der Erde und drücken Sie sie leicht fest. Achtung: Bedecken Sie sie nicht mit Substrat, denn bei Sempervivum handelt es sich um einen Lichtkeimer.
  2. Jetzt wird die Schale draußen an einen hellen, etwas geschützten Ort gestellt. Das Substrat sollte nicht komplett austrocknen, aber auch auf keinen Fall durchgängig feucht sein.
  3. Ungefähr im März erkennt man die ersten Keimlinge. Während man wartet, bis die Pflänzchen etwas größer sind, sollte man weiterhin darauf achten, dass das Substrat eher zu trocken als zu feucht ist.
  4. Hauswurze wachsen eher langsam. So kann es gut vorkommen, dass sich bei machen Arten im ersten Jahr nur Blattrosetten mit 1 – 2 cm Durchmesser bilden. Trotzdem können die Jungpflanzen im Herbst an ihren endgültigen Standort verpflanzt werden. Worauf Sie beim Pflanzen von Hauswurzen achten müssen, erklären wir in einem gesonderten Artikel.
Biene auf einer Hauswurz-Blüte
Durch Bestäubung entstehen Hauswurz-Pflanzen mit neuem Erbgut [Foto: Reiner Conrad/ Shutterstock.com]

Verwendung von Sempervivum als Heilpflanze

Schon lange werden Hauswurze als Heilpflanzen verwendet. Sie enthalten unter anderem Flavonoide wie Kaempferol sowie Schleim- und Gerbstoffe. In Studien konnten einige Heilwirkungen von Hauswurzen, speziell von Sempervivum tectorum, nachgewiesen werden. So kann Hauswurz schmerzlindernd, antioxidativ, entzündungshemmend wirken und die Wundheilung unterstützen. Meist wird Sempervivum nur äußerlich angewendet, zum Beispiel als Hauswurz-Salbe gemeinsam mit anderen Zutaten oder, indem man ein Blatt aufschneidet und den Pflanzensaft auf betroffene Körperstellen gibt.

Steinrose
Schon seit langer Zeit wird Hauswurz auch als Heilpflanze verwendet

Ist Hauswurz giftig?

Grundsätzlich wird Sempervivum als nicht giftig angesehen. Wie bei den meisten Pflanzen gilt aber auch hier, dass ein übermäßiger Verzehr unter anderem zu Übelkeit und Erbrechen führen kann.

Hauswurze fühlen sich besonders in Steingärten wohl. Was das ist und wie man einen Steingarten selbst anlegen kann, erfahren Sie in unserem Spezialartikel.

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