Ist Borretsch essbar oder giftig für Mensch & Tier?

Sebastian
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Als Gartenbaustudent an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf habe ich mich vor allem mit Nutzpflanzen und Anbautechniken auseinandergesetzt. Es fasziniert mich immer wieder, wie sich aus kleinen, oft ähnlich anmutenden Samen so zahlreiche verschiedene Pflanzen entwickeln.

Lieblingsobst: Heidelbeeren, Trauben, Himbeeren, Birnen
Lieblingsgemüse: Pilze, Paprika, Kohlrabi, Zwiebel, Knoblauch

Borretsch gerät immer wieder in den Verruf, giftig zu sein. Und das nicht ohne Grund – er enthält sekundäre Pflanzenstoffe, die auch für den Menschen potenziell schädigend sind.

Borretsch-Blätter und Blüten
Ein regelmäßiger oder übermäßiger Verzehr von Borretsch birgt Risiken [Foto: Cora Mueller/ Shutterstock.com]

Borretsch (Borago) ist ein beliebtes Küchenkraut. In der Frankfurter Grünen Sauce, im Kräuterquark oder im Salat findet er Verwendung. Doch ist es eigentlich unbedenklich, Borretsch zu essen? Oder ist das Kraut tatsächlich giftig? In diesem Artikel klären wir darüber auf, ob der Borretsch für Mensch oder Tier giftig ist und wie er als Heilmittel eingesetzt wird.

Kann man Borretsch essen?

Ja, Borretsch kann man essen. Borretsch hat einen ganz besonderen Geschmack: Das Kraut mit den haarigen Blättern schmeckt frisch und erinnert an Gurken. Auch die blauen Blüten schmücken nicht selten als essbare Dekoration Salate oder Vorspeisen. Das Öl von Borretsch-Samen wird in Salat-Dressings, Pestos und Dips verwendet. Aber nur, weil man ihn essen kann, muss er ja nicht unbedingt gesund sein, oder?

Welche Inhaltsstoffe im Borretsch sind eventuell ungesund?

Borretsch enthält Alkaloide – und diese sollten genauer betrachtet werden. Genau genommen sind es die 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloide, welche der Pflanze als sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe zur Abwehr von Fressfeinden dienen. Pyrrolizidinalkaloide sind auch in anderen Raublattgewächsen zu finden, zum Beispiel in Beinwell (Symphytum) und Natternkopf (Echium).
Die Alkaloide sind vor allem in den Blättern, Blüten und Stängeln des aromatischen Krautes enthalten. In den Samen sind sie in geringeren Mengen vorzufinden, dementsprechend auch in Borretsch-Öl, das aus den Samen gewonnen wird. Borretsch-Öl enthält kaum Pyrrolizidinalkaloide, allerdings sollte es auch mit Vorsicht verwendet werden. Es enthält nämlich etwa 1,5 bis 3,5 % sogenannter Erucasäure. Von dieser ist bereits seit vielen Jahren bekannt, dass sie nicht nur bitter schmeckt, sondern in zu hohen Konzentrationen auch gesundheitsschädlich ist.

Öl aus Borretsch-Samen
Das aus den Samen gewonnene Öl enthält keine giftigen Alkaloide [Foto: AmyLv/ Shutterstock.com]

Ist Borretsch für den Menschen giftig?

Schon einige Zeit untersucht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Verunreinigung von Lebensmitteln durch Pyrrolizidinalkaloide, da diese die Leber schädigen können und genotoxische und kanzerogene Wirkungen zeigen. In Kräutern wie Borretsch (Borago), Oregano (Origanum) und Liebstöckel (Levisticum) werden naturgemäß besonders hohe Gehalte der Alkaloide gefunden. In Borretsch zum Beispiel wurde bei acht Proben ein Mittelwert von etwa 50 μg/ kg ermittelt, wobei der Höchstwert bei etwa 248 μg/ kg lag. Für nicht-kanzerogene Effekte gibt das BfR einen Richtwert von 0,1 μg/ kg Körpergewicht und Tag an – unterhalb dieses Wertes treten keine akuten Schäden auf. Bei einem Mittelwert von 50 µg der Pyrrolizidinalkaloide pro kg Borretsch und einem durchschnittlichen Körpergewicht von 75 kg wäre der empfohlene Richtwert also beim Verzehr von 150 g Borretsch bereits erreicht.

In der EU gilt für genotoxisch und kanzerogen wirkende Substanzen das ALARA-Prinzip (as low as reasonably achievable) und somit eine Empfehlung, sich diesen Substanzen nur so wenig wie möglich auszusetzen.

Auf jeden Fall verzichten sollten Sie auf Borretsch in hohen Konzentrationen wie zum Beispiel bei getrocknetem Pflanzenpulver, Smoothies oder im Saft. Vorsicht ist besonders bei Schwangeren, Stillenden und Kleinkindern geboten, da hier selbst kleinere Mengen risikoreich sein können. Borretsch zu essen, sollte immer mit Bedacht geschehen. Auch ein regelmäßiger Verzehr ist nicht empfehlenswert.

Salat mit Borretsch
Einen Salat mit Borretsch sollte man nur gelegentlich zu sich nehmen [Foto: JPC-PROD/ Shutterstock.com]

Die hohen Gehalte von Erucasäure in Borretsch-Öl können insofern gesundheitsschädigend wirken, indem sie bei zu häufigem Verzehr unter anderem das Herz verfetten. Sie sollten also auf einen zu häufigen Verzehr verzichten und lieber alternative Öle verwenden.

Ist Borretsch für den Menschen giftig?

  • Borretsch enthält Pyrrolizidinalkaloide, die vermutlich gesundheitsschädlich sind.
  • Viele Pyrrolizidinalkaloide sind leberschädigend, kanzerogen und genotoxisch.
  • Regelmäßiger und übermäßiger Verzehr sollte vermieden werden. Ein erwachsener Mensch sollte nicht mehr als 150 g Borretsch auf einmal zu sich nehmen.
  • Schwangere, Stillende und Kleinkinder sollten keinen Borretsch essen.
  • Aufgrund der enthaltenen Erucasäure ist Borretsch-Öl ebenfalls nur in Maßen zu genießen.

Kann man Borretsch-Blüten essen?

Borretsch-Blüten sind essbar – gerade als Deko machen sich die blauen Sterne gut. Allerdings sind auch hier Pyrrolizidinalkaloide enthalten. Der gelegentliche Verzehr der essbaren Blüten ist vertretbar.

Borretsch-Büten auf einem Dessert
Die Blüten des Borretschs sind als essbare Deko auf Salaten oder Desserts beliebt [Foto: FotoHelin/ Shutterstock.com]

Kann man Borretsch-Blätter essen?

Auch Borretsch-Blätter sind essbar. Da Borretsch allerdings mehr Giftstoffe enthält als andere Gewürzkräuter, sollte Borretsch nicht primär verwendet werden. Zum Beispiel ist vor einem Ersatz für Spinat oder als regelmäßiger Gurkenersatz im Salat dringend abzuraten.

Ist Borretsch für Haustiere giftig?

Knabbern Tiere wie Hunde, Katzen oder Meerschweinchen einmal am Borretsch, so müssen Sie sich um Ihre Vierbeiner keine großen Sorgen machen. Zwar nehmen die Tiere durch das Anknabbern geringe Mengen an Alkaloiden auf, diese schaden den Tieren aber in geringen Dosen nicht. Außerdem sorgen die in den Blättern vorhandenen Bitterstoffe dafür, dass Borretsch für Tiere ungenießbar schmeckt.

Fressendes Kaninchen
Haustiere entscheiden sich bei frischem Borretsch ohnehin gegen den Verzehr [Foto: Abdul N Quraishi – Abs/ Shutterstock.com]

Verwendung von Borretsch als Heilpflanze

Die Heilwirkung von Borretsch bezog sich vom Mittelalter bis in die Moderne auf die Reinigung von Blut und gegen Melancholie. Das Gurkenkraut galt lange als Heilpflanze für Fieber, Durchfall, Entzündungen und weitere Erkrankungen. Gerade die Blüten waren als Heilblüten sehr beliebt, bis das Bundesgesundheitsamt 1991 aufgrund der Alkaloide im Borretsch eine therapeutische Anwendung als nicht vertretbar einstufte.

Heutzutage wird die Heilwirkung von Borretsch hauptsächlich in Tees, Aufgüssen und in Form von Öl eingesetzt. Eine wissenschaftlich belegte Wirkung von Borretsch gibt es allerdings nicht und aufgrund des hohen Anteils an Alkaloiden wird die Anwendung kontrovers diskutiert. Nach jetzigem Wissensstand gilt Borretsch-Öl als frei von Pyrrolizidinalkaloiden. Allerdings wird sein Anteil an Erucasäure streng überwacht und aktuell sind sogar noch strengere Grenzwerte des Gehalts im Gespräch. Borretsch-Öl wird zum Beispiel in der Therapie verschiedener Herz- und Nervenkrankheiten und gegen Diabetes eingesetzt.

Kapseln mit Borretsch-Öl
Borretsch-Öl in Kapselform wird medizinisch genutzt [Foto: Regina Nogova/ Shutterstock.com]

Sie wollen sich im Garten oder auf dem Balkon mit der blauen Blütenpracht erfreuen? Lesen Sie in unserem Artikel, wie man Borretsch anpflanzt und wo er sich wohlfühlt.

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