Köstliche aus Charneux: Die Birne im Portrait
Die ‘Köstliche aus Charneux’ ist eine der bekanntesten alten Birnensorten in den mitteleuropäischen Gärten. Wir stellen vor, wie sie zu ihrem Namen kam und wie sie anzubauen und zu verwenden ist.

Birnen sind süß und gesund, sie enthalten weniger Säure als Äpfel und gelten daher als besonders bekömmlich. Hat man die Absicht, einen Birnenbaum in den eigenen Garten zu pflanzen, stolpert man bei der Sortenauswahl immer wieder über die ‘Köstliche aus Charneux’, die auch ‘Köstliche von Charneux’, ‘Legipont’ und in Norddeutschland ‘Bürgermeisterbirne’ genannt wird.
Inhalt
‘Köstliche von Charneux’: Steckbrief
Synonyme | 'Köstliche von Charneux', 'Legipont', 'Bürgermeisterbirne' |
Frucht | Mittelgroß bis groß, grünlich gelbe Grundfarbe mit oranger Deckfarbe |
Geschmack | Saftig, kräftig süß, feinwürziges Aroma |
Ertrag | Hoch, regelmäßig |
Erntezeit | September bis Oktober |
Genussreife | Oktober |
Lagerfähigkeit | Bei 0 bis -1 °C für ungefähr fünf Monate lagerbar |
Wuchs | Stark |
Klima | Küste bis mittlere Höhenlagen, nicht für Frostlagen |
Krankheiten und Schädlinge | Örtlich für Schorf, gering für Fleischbräune und Steinzellenbildung |
‘Köstliche aus Charneux’: Herkunft und Geschichte
Die Birnensorte ‘Köstliche aus Charneux’ entstand aus einem Zufallssämling, den der belgische Obstliebhaber M. Legipont Anfang des 19. Jahrhunderts in seinem Obstgarten aus einem Samen gezogen hatte. Er erkannt die Qualitäten des Baumes und ab 1828 erfuhr die Sorte durch den Gärtner Wilhelm Walker weitere Verbreitung. Im Jahr 1922 überzeugte die ‘Köstliche aus Charneux’ mit ihrem Geschmack und ihrer Gesundheit sogar die Deutsche Obstbau-Gesellschaft in Deutschland, sodass sie zur „Reichsobstsorte“ erklärt wurde. Heutzutage wird die ‘Bürgermeisterbirne’ im alten Land angebaut. Auch in den Hausgärten von Freunden alter Obstsorten erfreut sich der Birnenbaum großer Beliebtheit.
- Saftiger, süßer & kräftiger Geschmack mit feinwürzigem Aroma
- Ei- bis kegelförmige Birnen mit schmelzendem Fruchtfleisch
- Sehr robuste Sorte mit geringen Standortansprüchen
Geschmack und Eigenschaften der ‘Bürgermeisterbirne’
Die ‘Bürgermeisterbirne’ ist mittelgroß bis groß. Im Durchschnitt erreicht sie ein Gewicht von 150 Gramm. Die birnenförmige Frucht ist kelchseits breit abgestumpft und stielseits kegelförmig. Insgesamt ist die Form aber variabel, sodass die Fruchtseiten oft ungleichmäßig, beulig oder kantig sind. Die Kelchgrube an der Unterseite der Frucht ist flach, eng bis mittelweit und mit Beulen, Buckeln und Falten übersät. Außerdem ist die Kelchgrube netzartig berostet. Die dünne Schale der ‘Bürgermeisterbirne’ ist glatt, trocken und mittelfest.

Während die Grundfarbe aus einem trüben Gelbgrün besteht, die sich erst bei der Reife in ein trübes Gelb verändert, ist die Deckfarbe ein gesprenkeltes, verwaschenes oder gestreiftes Trüborange. Typisch auf der Schale sind zudem die zahlreichen braunen Schalenpunkte. Eine Berostung der Schale tritt nur selten auf. An wärmeren Standorten ist das Fruchtfleisch der ‘Bürgermeisterbirne’ gelblich weiß und weich mit einem buttrig schmelzenden, kräftig süßen und nur schwach säuerlichen Geschmack. Es enthält ein feinwürziges, wohlschmeckendes Aroma. An kälteren Standorten ist das Fruchtfleisch nur halbschmelzend.
Besonderheiten bei Anbau und Pflege
Von der Küste bis zu mittleren Höhenlagen kann die ‘Köstliche von Charneux’ angepflanzt werden. Die alte, robuste Sorte toleriert eine weite Bandbreite an Standorten und Klimaten, sodass sie in ganz Mitteleuropa für unterschiedliche Zwecke Verwendung findet. Weil der Baum einen starken Wuchs aufweist, wird er oft auf einer Unterlage veredelt.
Wuchs & Veredelung: Als Sämling besitzt die ‘Köstliche von Charneux’ einen starken Wuchs, besonders der Mittelast wird stark ausgebildet. Die Kronenform ist schmal pyramidal. Die Veredelung der ‘Bürgermeisterbirne’ zur Hemmung des Wuchses ist ebenfalls möglich – dafür können verschiedene Unterlagen verwendet werden. Lediglich Quittenunterlagen erreichen einen vergleichsweise schwachen Wuchs des Baumes, jedoch sind sie empfindlicher gegen Staunässe und Winterfrost. Für die Verwendung der ‘Köstlichen aus Charneux’ als stattlicher Baum, etwa in einem großen Garten oder auf der Streuobstwiese, eignen sich Sämlingsunterlagen. Sie sind robust und frostfest. Quittenunterlagen wie die empfehlenswerte ‘Quitte BA 29’ sorgen für schwachwüchsige Bäume, die zu kleinen Obstbäumchen erzogen werden können, die leichter zu beernten sind. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Quitte und die Birne nicht stabil verwachsen und dass der Baum weniger langlebig ist. Eine weitere Alternative bietet die Unterlage Pyrodwarf®, eine schwachwüchsige Birnenunterlage, mit der Birnen gut kompatibel sind, sodass eine stabile und dauerhafte Verbindung entsteht.
Standort: Die ‘Köstliche aus Charneux’ toleriert viele Standorte. Geeignet für eine gute Fruchtausbildung ist aber ein sonniger bis halbschattiger Ort. Der Boden sollte für ein gutes Wachstum nährstoffreich und feucht sein. Spätfrostgefährdete Lagen und generell harsche Regionen sind für diese Sorte nicht geeignet, denn sie ist anfällig für Holzfrost und Blütenfrost.
Tipp: Je sonniger der Standort, desto stärker bilden die sonst grüngelben Birnen rote Bäckchen an der Sonnenseite aus.

Blüte & Befruchtung: Die weißen Blüten der ‘Köstlichen aus Charneux’ werden von April bis Mai ausgebildet und sind mäßig frostempfindlich. Um höhere Erträge zu erzielen, braucht die Birne ‘Köstliche von Charneux’ Befruchtersorten wie ‘Conference‘, ‘Gräfin von Paris‘, ‘Gute Luise‘ oder ‘Kaiser Alexander’. Gleichzeitig kann der Baum auch selber als Befruchtersorte für andere Birnen dienen.
Ertrag: Der Ertrag der ‘Bürgermeisterbirne’ ist eher hoch und regelmäßig, sofern er nicht durch starke Spätfröste oder zu radikale Obstbaumschnitte aus dem Gleichgewicht gebracht wird.
Krankheiten und Schädlinge: Je nach Unterlage variiert die Anfälligkeit des Baums für Krankheiten und Schädlinge. Generell gilt die Birnensorte ‘Köstliche von Charneux’ aber als robust und pflegeleicht, es besteht lediglich eine Anfälligkeit gegenüber Birnenschorf.

Birnensorte ‘Köstliche von Charneux’: Ernte und Verwendung
Die Erntezeit der ‘Köstlichen aus Charneux’ ist von September bis Mitte Oktober. Ihren geschmacklichen Höhepunkt erreicht die ‘Bürgermeisterbirne’ Mitte Oktober, wenn die Schale der Birne von Gelbgrün in Gelb umschlägt – spätestens dann können alle Früchte auf einmal geerntet werden. Werden sie zu spät gepflückt, kommt es schnell zur Überreife und die Früchte verlieren an Saft.
Als Tafelbirne können die großen, süßen Früchte direkt verzehrt oder verarbeitet werden. Sie eignen sich zum Einmachen, für Kompott oder auch zum Dörren. Auch die Verarbeitung zu Saft oder Schnaps ist empfehlenswert. Die ‘Köstliche von Charneux’ lässt sich bei früher Ernte bei 0 bis -1 °C für circa fünf Monate lagern.
Sind Sie interessiert an weitere alten Obstsorten? Dann schauen Sie doch auch mal in unserem passenden Artikel vorbei, der 30 alte und altbewährte Apfelsorten vorstellt.