Rhizoctonia: Rübenfäule vermeiden & bekämpfen

Kathi
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Ich studiere Phytomedizin in Wien und bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Die Vielfalt der Natur begleitet mich also schon mein ganzes Leben: Angefangen im großen Gemüsegarten bis hin zu unseren Weideflächen. Besonders haben es mir Themen rund um den Pflanzenschutz angetan.

Lieblingsobst: Erdbeere
Lieblingsgemüse: Tomate

Die berühmte Rübenfäule ist nur eine Art von Rhizoctonia. Wir zeigen, wie man den Pilz Rhizoctonia erkennen und was man dagegen unternehmen kann.

Kartoffel mit rhizoctonia
Der Pilz Rhizoctonia richtet bei vielen Pflanzen Schäden an [Foto: Chad Hutchinson/ Shutterstock.com]

Rhizoctonia setzt nicht nur unseren Rüben zu, sondern richtet auch bei vielen anderen Pflanzen Schäden an. Es handelt sich dabei um eine gefürchtete Auflaufkrankheit, die auch oft den Namen Wurzeltöter trägt.

Rhizoctonia

Der Pilz Rhizoctonia ist in aller Munde, wenn es um Wurzel- und Auflaufkrankheiten geht. Wir erklären im Folgenden, worum es sich bei dem Pilz handelt und wie man ihn bekämpfen und vermeiden kann.

Rhizoctonia: Eigenschaften und Verbreitung

Der richtige Name dieses Ständerpilzes ist Thanatephorus cucumeris – nur seine asexuelle beziehungsweise anamorphe Form wird Rhizoctonia genannt. Unter anderem kann der Pilz Späte Rübenfäule, Weißhosigkeit oder Kartoffelpocken auslösen. Er ist weltweit verbreitet und bodenbürtig. Es gibt ein paar Untergruppen von Rhizoctonia solani, die nur in gewissen Teilen der Welt vorkommen, wie zum Beispiel auf den Philippinen, Japan oder in den USA.

Rhizoctonia kann auf organischer Substanz im Boden bis zu drei Jahre überleben. Wenn die Bodentemperatur über 15 °C steigt, wird der Pilz aktiv und beginnt zu wachsen. Das Myzel überwächst dann zum Beispiel die Rübe im Boden und die Hyphen dringen durch Risse und Verletzungen in die Rübe ein. Rhizoctonia kann aber auch direkt in die Rübe eindringen, da er Enzyme produziert, die Zellwände auflösen können. Sobald der Pilz eingedrungen ist, verbreitet er sich in der ganzen Pflanze.

Der Ausbruch der Krankheit wird dabei durch äußere Faktoren ausgelöst. Der Pilz ist zwar in allen Böden vorhanden, jedoch fördern warme Temperaturen und Staunässe den Befall. Rhizoctonia verursacht auch sehr oft Keimlingskrankheiten und Auflaufschäden. Förderliche Bedingungen für den Befall mit Rhizoctonia sind:

  • Staunässe und hohe Bodenfeuchtigkeit
  • Hohe Temperaturen
  • Schwere Böden
  • Schlechte Bodenstruktur
  • Sauerstoffmangel
  • Niedriger pH-Wert
Tomatenkeimlinge
Auch Tomatenkeimlinge können von Rhizoctonia befallen sein [Foto: savantermedia/ Shutterstock.com]

Rhizoctonia-Arten und Wirtspflanzen

Es gibt nicht nur eine Art von Rhizoctonia, sondern viele verschiedene, die sich jeweils durch ihre bevorzugte Wirtspflanze und ihrer Schadwirkung unterscheiden. Hier finden Sie eine kurze Übersicht über die diversen Rhizoctonia-Arten:

  • Rhizoctonia solani: Tritt oft an Rüben, Hülsenfrüchten, Getreide, Tomaten, Salaten und Kartoffel auf; kann als Myzel überdauern oder bildet sogenannte Sklerotien, die zur Überdauerung des Pilzes im Boden dienen; bildet im Gegensatz zu anderen Pilzen keine Sporen aus
  • Rhizoctonia cerealis: Wird auch Spitzer Augenfleck genannt und tritt an Getreiden auf
  • Rhizoctonia crocorum: Wird auch der Violette Wurzeltöter genannt und tritt an Karotten auf
  • Rhizoctonia carotae: Ist ein Lagerfäule-Erreger bei Karotten

Rhizoctonia erkennen: Schadbild und Symptome

Rhizoctonia kann diverse Symptome verursachen, die wir Ihnen nachfolgend kurz beschreiben. Die Symptome unterscheiden sich, je nachdem an welcher Kultur der Pilz auftritt.

Rhizoctonia an Rüben

Oft tritt die Späte Rübenfäule durch Rhizoctonia solani an Rüben wie Roter Bete, Mangold oder Zuckerrüben auf und verursacht ein Welken der Rübenpflanzen von außen nach innen. Die Blätter werden dann gelb und liegen in einem Kranz um die Rübe am Boden. An den Rüben zeigen sich dann außerdem dunkelbraune, trockene Faulstellen, die weit in die Rübe hineinreichen. Auch wenn die Rübe schon abgestorben ist, schrumpft sie immer noch weiter.

Rübenfäule
Rhizoctonia verursacht Faulstellen bei Kartoffeln [Foto: Chad Hutchinson/ Shutterstock.com]

Rhizoctonia an Kartoffeln

Auch an Kartoffeln können sich einige Symptome ausbilden, wenn sie von Rhizoctonia solani befallen sind. Es bilden sich zum Beispiel dunkelbraune bis schwarze Kartoffelpocken an der Schale, die man leicht abkratzen kann und die zum Glück nicht in die Kartoffeln eindringen. Die Knollen können bei einem Befall zudem klein und verformt bleiben. Auch gibt es bei einem Befall von Rhizoctonia schon zu Beginn der Vegetation der Kartoffel Probleme, da es zu Auflaufschäden kommen kann. In diesem Fall werden Sie fehlende Stellen an der Knolle, dunkle Flecken an den Keimlingen und abgestorbene Triebspitzen finden.

Ein sehr bekanntes Symptom nennt sich „Dry-Core“: Dieses zeigt sich mit eingesunkenen runden Stellen an der Schale, wobei das Gewebe darunter meist zerstört und scharf vom gesunden Gewebe abgegrenzt ist. Diese faulen Stellen können sogar herausfallen und ähneln dann einem Drahtwurmbefall.

In besonders feuchten Sommern zeigt sich auch die Weißhosigkeit, bei der sich an der Stängelbasis ein gräulich weißer Pilzrasen bildet. Hierbei handelt es sich dann um das sexuelle Stadium des Pilzes.

vertrocknete Kartoffelpflanze
Schäden an Kartoffelpflanzen ähneln denen eines Drahtwurmbefalls [Foto: Siegi/ Shutterstock.com]

Rhizoctonia an Getreide

An Getreide tritt unter anderem Rhizoctonia cerealis auf und verursacht sogenannte Augenflecken an den Getreidehalmen. Dabei bildet sich an der Halmbasis ein spitzer Fleck mit einem braunen Rand und einer hellen Innenfläche. Schneidet man den Halm auf, kann man dann einen watteartigen Pilzmyzel finden. In Deutschland sind die Schäden durch diesen Pilz eher gering, nur bei kühler und feuchter Witterung ist die Gefahr etwas höher.

An Getreide kann zudem auch Rhizoctonia solani als Auflaufkrankheit auftreten. Dabei werden die Keimlinge schon im Boden befallen und es kommt zu einem geringen Aufgang.

Rhizoctonia an Karotte

Violetter Wurzeltöter oder Rhizoctonia crocorum wird eine Krankheit an Karotten genannt, die die Rübe von der Spitze beginnend mit einem violetten Pilzgeflecht überzieht, sodass diese beginnt leicht einzusinken und zu faulen.

An der Karotte kann aber auch Rhizoctonia carotae auftreten. Hier bildet sich ein weißes Pilzgeflecht an den Karotten, das einem Spinnennetz ähnelt. Später verfärbt es sich gelblich-braun und es bilden sich gelbe Tropfen. Diese Rhizoctonia-Art ist ein gefürchteter Lagerfäule-Erreger bei Karotten.

Rhizoctonia an Hülsenfrüchte

An Hülsenfrüchten wie zum Beispiel Gartenbohnen oder Erbsen tritt Rhizoctonia solani ebenfalls auf. Dabei verzögert sich das Wachstum, die Blätter verfärben sich gelb und es kommt zum Welken der Pflanzen. Oft beginnt auch der Stängelgrund schwarz und morsch zu werden.

Sojabohne befallen
Gelbe Blätter bei Hülsenfrüchten sind ein Zeichen für einen Befall von Rhizoctonia solani [Foto: Aphakorn Fuengtee/ Shutterstock.com]

Rhizoctonia an Tomaten

Bei Tomaten führt Rhizoctonia solani zu Keimlingskrankheiten, da die Keimlinge sterben schon vor oder kurz nach dem Auflaufen absterben. An den Stängeln können sich wässrige Stellen bilden, die eingeschnürt wirken. Dadurch kippen die Tomatenpflanzen dann auch um.

Rhizoctonia an Salat

Die Schwarzfäule bei diversen Salaten wird durch Rhizoctonia solani verursacht und bewirkt, dass die äußersten Blätter der Salate, die am Boden aufliegen, entweder braun und nassfaul oder trocken und hauchdünn werden. Diese Fäule zieht sich dann bis in das Herz des Salatkopfes hinein. Diese Krankheit gewinnt bei Salaten immer mehr an Bedeutung und tritt besonders bei hohen Temperaturen auf.

Rhizoctonia an Zwiebel

Bei Zwiebelgewächsen tritt Rhizoctonia solani als Keimlingskrankheit auf und verursacht Schäden an den keimenden Zwiebeln. Besonders großen Schaden erleiden die Zwiebeln, wenn das Auflaufen langsam erfolgt, weil sie zu tief gesetzt wurden oder die Witterung kühl ist.

Rhizoctonia vorbeugen und vermeiden

Rhizoctonia bevorzugt feuchte Bodenverhältnisse. Daher sollten Sie unbedingt darauf achten, dass sich keine Staunässe in Ihrem Garten bildet. Vermeiden Sie Verdichtungen und versuchen Sie, durch eine gründliche Bodenbearbeitung einen gut belüfteten gesunden Boden zu haben. Bringen Sie zudem am besten organische Substanz ein, um das Bodenleben aktiv zu halten.

Boden mit Regenwürmern
Ein gesunder Boden beugt einem Befall vor [Foto: Alf Manciagli/ Shutterstock.com]

Besonders wichtig ist auch die Fruchtfolge im Garten: Wenn Sie schon einmal Probleme mit einem Wurzelfäule-Erreger wie Rhizoctonia hatten, sollten Sie es unbedingt vermeiden, in den nächsten Jahren an diese Stelle Pflanzen zu setzen, die ebenfalls von Rhizoctonia befallen werden können. Da die Überdauerungsorgane des Pilzes bis zu drei Jahre im Boden überleben können, besteht nämlich die Gefahr einer erneuten Infektion. Um Ihre Pflanzen zu schützen, können Sie auch pflanzenstärkende Jauchen verwenden, die die Widerstandskraft Ihrer Pflanzen im Garten erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel Brennnessel- oder Ackerschachtelhalmjauche. Die Ackerschachtelhalmjauche eignet sich besonders gut für die Bekämpfung von Rhizoctonia, da sie Wirkung gegen Pilze zeigt. Hier erfahren Sie mehr zu diesen Pflanzenjauchen.

Verwenden Sie außerdem nur gesunde Pflanzen und hochwertiges Saatgut, denn mit kränklichem Pflanzen kann man sich viele Erreger in den Garten holen und wird sie vielleicht nicht mehr los. Zu Beginn sollten Sie auch darauf achten, dass das Saatgut schnell auskeimt, denn umso länger die Keimung dauert, desto mehr Zeit hat der Pilz, um die Keimlinge zu befallen. Sie können das Pflanzgut natürlich auch vorkeimen, um Ihren Pflanzen einen Entwicklungsvorsprung zu liefern.

Rhizoctonia bekämpfen

Leider gibt es für bodenbürtigen Pilze wie Rhizoctonia nicht viele Möglichkeiten zur Bekämpfung eines akuten Befalls. Setzen Sie auf Pflanzenstärkung und optimale Bodenverhältnisse, um es Pilzerkrankungen nicht zu leicht zu machen. Im Notfall können Sie dem Pilz mit chemischen Pflanzenschutzmitteln an den Kragen gehen: Für den Kleingartenbereich gibt es beispielsweise Pflanzenschutzmittel, die gegen Rhizoctonia solani Wirkung zeigen. Im Moment wird auch schon an einer Saatgutbehandlung gearbeitet, mit der das Saatgut schon vor dem Aussäen behandelt und damit ein Befall verhindert werden kann. Außerdem gibt es bereits Resistenzzüchtungen, damit die Pflanzen selbstständig eine höhere Toleranz oder Resistenz gegenüber Pilzen wie Rhizoctonia entwickeln.

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