Gurken veredeln: Anleitung, Unterlage & Pflanzung

Regina
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Ich habe Gartenbauwissenschaften am WZW in Freising studiert und pflanze in meiner Freizeit auf einem Stück Acker alles an, was Wurzeln hat. Das Thema Selbstversorgung und saisonale Ernährung liegt mir dabei besonders am Herzen.

Lieblingsobst: Quitte, Kornelkirsche und Heidelbeere
Lieblingsgemüse: Erbsen, Tomaten und Knoblauch

Veredelte Gurkenpflanzen besitzen einige Vorteile, besonders im Hinblick auf die Pflanzengesundheit. Wir erklären Schritt für Schritt, wie Sie selbst Gurken veredeln können.

Gurkenpflanze Veredeln
Ein Plastikclip hält beide Pflanzenteile nach dem Veredeln zusammen [Foto: Satyrenko/ Shutterstock.com]

Gurken (Cucumis sativus) sind wüchsig und ertragreich, doch manche Krankheitserreger setzen ihnen gewaltig zu. Hier kann es helfen, veredelte Gurkenpflanzen mit resistenter Unterlage zu erwerben – allerdings sind diese Gurken teuer. Mit etwas Geschick ist das Veredeln aber ebenfalls zu Hause möglich. Wir geben Tipps, welche Unterlagen sich eignen und wie Sie Gurkenpflanzen selbst veredeln, pflanzen und pflegen können.

Gurken veredeln: Erklärung und Vorteile

Die Veredelung beschreibt eine Vorgehensweise, um Pflanzen zu mehr Gesundheit, Wüchsigkeit oder Ertrag zu verhelfen. Bei der Veredelung wird eine Sorte, die den oberirdischen Teil, also Trieb, Blätter, Blüten und Früchte bildet, auf eine sogenannte Unterlage gesetzt und zum Anwachsen gebracht. Die Unterlage ist ein Teil einer kompatiblen Sorte oder verwandten Art, die den untersten Triebteil sowie das Wurzelsystem bildet, selbst aber keine Blätter oder Früchte ausbildet. Die Veredelung ist vor allem bekannt aus dem Obstbau, beispielsweise bei veredelten Apfelbäumen, wobei hier je Baum mehrere Sorten aufveredelt werden können.

Anders ist es im Gemüsebau, wo eigentlich nur Fruchtgemüse veredelt wird. Da wir es mit vorwiegend einjährigen Exemplaren zu tun haben, erfolgt die Veredelung bereits im Jungpflanzenstadium. Hier werden zwei Pflanzen vorgezogen, von der eine später die Blätter und Früchte bildet und die andere den Wurzelstock. Manche Tomatensorten sind beispielsweise speziell als Unterlage gezüchtet worden, auf die man eine Sorte mit gewünschten Fruchteigenschaften aufpfropfen kann. Es gibt Veredelungen nicht nur zwischen verschiedenen Sorten, sondern auch mit verwandten Arten. Das ist bei Fruchtgemüse möglich. Die Tomoffel, die aus einer Tomate (Solanum lycopersicum) und einer Kartoffel (Solanum tuberosum) besteht, ist ein kurioses Beispiel für eine Veredelung verschiedener Arten.

Kürbis als Unterlage bei der Gurkenveredelung
Häufig wird der Feigenblattkürbis als Unterlage für Gurken verwendet [Foto: PKKoala/ Shutterstock.com]

Bei den Gurken ist es weniger der Ertrag oder die Wüchsigkeit, die von der Veredelung beeinflusst werden sollen. Veredelte Gurken profitieren von ihrer Unterlage vor allem auf mit bodenbürtigen Krankheitserregern oder pflanzenschädigenden Fadenwürmern (Nematodae) verseuchten Standorten, auf denen die Gurkenpflanze mit Sicherheit befallen werden würde. Außerdem sind veredelte Gurkenpflanzen oft kältetoleranter als ihre unveredelten Kollegen und bringen besonders in kühlen Jahren höhere Erträge.

Die richtige Unterlage zur Veredelung

Eine Veredelung zwischen verschiedenen Arten funktioniert umso besser, je enger diese verwandt sind. Gurken können grundsätzlich mit den Mitgliedern der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) veredelt werden. Hervorragend lassen sich Gurken auf Kürbis (Cucurbita) veredeln.

Die am häufigsten verwendete Veredelungsunterlage für Gurken ist der Feigenblattkürbis (Cucurbita ficifolia). Er ist natürlicherweise resistent gegenüber Pilzen der Gattung Fusarium und Verticillium, den Erregern der Gurken-Welke, einer gefährlichen Gurkenkrankheit. Zudem ist der Feigenblattkürbis weniger anfällig für Phomopsis, den Erreger der Schwarzen Wurzelfäule. Auch Riesen-Kürbis (Cucurbita maxima) und Moschus-Kürbis (Cucurbita moschata) lassen sich als Unterlage nutzen, sie bieten vor allem zusätzlichen Schutz vor Mehltau an Gurken und erhöhen die Kältetoleranz.

Veredlungsunterlage Haargurke
Die Haargurke als Unterlage kann die Resistenz gegen Kälte und Nematodenbefall erhöhen [Foto: VIVEK PAYGUDE/ Shutterstock.com]

Gegen Nematoden im Boden kann, neben einer Mischkultur mit Ringelblumen (Calendula officinalis) oder Studentenblumen (Tagetes), auf die Haargurke (Sicyos angulatus) als Gurkenunterlage zurückgegriffen werden. Sie zeigt sich zudem weniger kälteempfindlich, ist aber nicht resistent gegenüber Phomopsis. In kühlen Sommern mit niedrigen Bodentemperaturen verhilft sie der Gurke zu stärkerem Wachstum und einer etwa 10 % höheren Ernte als bei unveredelten Pflanzen.

Anleitung: Gurken selbst veredeln

Mit etwas Fingerspitzengefühl, Hygiene und dem richtigen Material lässt sich zu Hause erfolgreich eine Gurkenpflanze veredeln. Zu Beginn ist die Anzucht der beiden Veredelungspartner ab Ende März bis April durchzuführen. Hat man einen Kürbis als Unterlage gewählt, sollten Gurken schon etwa eine Woche vor dem Kürbis ausgesät werden, da jene länger für die Keimung und das Wachstum brauchen. Für ideale Anwachsbedingungen sind beide Pflanzen zum Zeitpunkt der Veredelung nämlich etwa gleich groß. Die Gewächse werden im Keimblattstadium veredelt, also wenn noch kein echtes Laubblatt zu sehen ist. Das ist etwa 7 bis 14 Tage nach der Aussaat der Fall.

Tipp: Details, wann und wie Sie Gurken ansäen, pikieren und topfen, lesen Sie in unserem Spezialartikel.

Gurken auf Kürbis veredeln
Gurken- und Kürbiskeimlinge sollten für die Veredelung etwa gleich groß sein [Foto: Irina Starikova3432/ Shutterstock.com]

Um Gurken selber veredeln zu können, benötigt man Folgendes: Ein desinfiziertes, scharfes Messer, eine Rasierklinge oder ein Skalpell, je eine Gurkenpflanze und eine Kürbispflanze im Keimblattstadium mit etwa gleich dicken Stängeln, dünne Zahnstocher oder Holzstäbchen, eine Bleifolie oder einen Veredelungsclip. Wir erklären Schritt für Schritt, wie die Kopfveredelung von Gurken gelingt:

  • Köpfen der Unterlage: Mit dem desinfizierten, scharfen Messer 5 cm unterhalb der Triebspitze abschneiden, sodass nur ein Teil des Stängels und die Wurzeln übrigbleiben.
  • Zum Köpfen der Gurkenpflanze 2 – 3 cm unterhalb der Triebspitze abschneiden.
  • Dünnes Holzstäbchen oder ein Teil eines Zahnstochers halb in den Stiel der Unterlage einschieben.
  • Triebspitze der Gurke bündig auf den Stiel der Unterlage setzen und mit Holzstäbchen verbinden.
  • Schnittstellen mit Bleifolie oder Veredelungsclip fixieren.
  • Veredelte Gurke warm – aber nicht sonnig – aufstellen bei etwa 25 °C.
  • Regelmäßig mit angewärmtem Wasser gießen.
  • Plastikhaube anbringen zur Erhöhung der Luftfeuchte und zur Beschleunigung des Anwachsens – aber täglich lüften.
  • Nach etwa 2 – 3 Wochen Veredelungsclip entfernen, wenn die Pflanzen zusammengewachsen sind.
Veredelte Gurken eintopfen
Bei der Gegenzungen-Veredelung müssen die Keimlinge zuerst von Erde befreit und gleich eingetopft werden [Foto: Animaflora PicsStock/ Shutterstock.com]

Eine Alternative ist die Gegenzungen-Veredelung, wobei die Pflanzen nicht geköpft werden. Man nutzt hier etwa 10 cm hohe Keimlinge, die zunächst pikiert werden, damit sie ohne Erde wurzelnackt veredelt werden können. Bei dieser Art der Veredelung werden zunächst die Stiele der Pflanzen schräg bis zur Stängelmitte eingeschnitten. Bei der Unterlage verläuft der Schnitt etwa 1 cm unterhalb der Keimblätter 2 cm schräg nach unten und bei der Gurke von unten nach schräg oben bis etwa 1,5 bis 2 cm unterhalb der Keimblätter. Die beiden Zungen werden nun ganz vorsichtig ineinandergesteckt, sodass die Gewächse aneinandergeschmiegt stehen. Die Veredelungsstelle wird mit Bleifolie oder Clip fixiert und die Pflänzchen werden sofort in nährstoffreiche Pflanzerde wie unsere Plantura Bio-Tomaten- & Gemüseerde getopft.

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Achten Sie darauf, dass die Veredelungsstelle nicht mit Erde bedeckt ist, und stützen Sie die jungen Triebe mit Holzstäben. Markieren Sie mit farbigen Bändern die Kürbisunterlage, bevor Sie die Pflanzen warm, hell, aber nicht sonnig aufstellen und wässern. Nach 2 bis 3 Wochen können die Kürbistriebspitze und die Wurzeln der Gurke gekappt werden, wenn die Pflanzen ordentlich zusammengewachsen sind.

Veredelte Gurken richtig pflanzen
Veredelte Gurken sollten nicht zu tief gesetzt werden

Veredelte Gurken pflanzen und pflegen

Besonders wichtig zu Beginn der Gurkensaison ist es, die veredelten Gurken richtig zu pflanzen. Die Veredelungsstelle darf nicht mit Erde bedeckt sein, sonst bildet die Gurke selbst doch noch eigene, Wurzeln aus, die allerdings anfällig für Krankheiten sind. Am besten setzt man die Gurkenpflanzen genauso tief, wie sie zuvor im Töpfchen saßen. Nach der Pflanzung ist es wichtig, bei Gurken im Topf oder auch bei aufrecht kultivierten Gurken im Gewächshaus eine Rankhilfe zu installieren. Welche Rankhilfen für Gurken sinnvoll sind und wie Sie eine solche selbst bauen, lesen Sie bei uns.

Veredelte Gurkenpflanzen sind zwar robuster gegenüber Krankheitserregern im Boden, reagieren aber empfindlicher auf Pflegefehler wie eine schwankende Wasserversorgung oder zu hohe Salzkonzentrationen durch mineralische Düngung. Bei anfälligen Gurkensorten kann es daher bei veredelten Gurken schneller dazu kommen, dass die Gurkenfrüchte bitter werden. Wässern Sie regelmäßig, bestenfalls morgens und mit angewärmtem Regenwasser. Die Nährstoffversorgung unterscheidet sich ebenfalls nicht von der unveredelter Gurken. In unserem Spezialartikel erfahren Sie alles zum Düngen von Gurken, von passenden Düngemitteln und der Anwendung bis hin zum optimalen Zeitpunkt.

Veredelte Gurken im Gewächshaus
Veredelte Gurken reagieren schneller auf Stress als unveredelte Pflanzen [Foto: eleonimages/ Shutterstock.com]

Eine ausgewogene Mischkultur und ein Fruchtwechsel können verhindern, dass sich bodenbürtige Pflanzenkrankheiten überhaupt im Erdreich ansammeln. Wir stellen gute Pflanznachbarn für Gurkenpflanzen vor und geben Tipps für die Fruchtfolge.

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