Phänologischer Kalender: Nutzung und Vorteile beim Gärtnern

Kati
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Ich bin gelernte Gärtnerin und studierte Gartenbauwissenschaftlerin und liebe alles was wächst und grünt! Egal ob Strauch, Baum, Nutzpflanze oder vermeintliches Unkraut: Für mich ist jede Pflanze ein kleines Wunder.
Im Garten versorge ich meine 13 Hühner, baue Obst & Gemüse an und beobachte ansonsten, wie sich die Natur selbst verwaltet und gestaltet.

Lieblingsobst: Heidelbeere, Apfel
Lieblingsgemüse: Schmorgurke, Grünkohl, grüne Paprika

Haben Sie schon von dem phänologischen Kalender gehört? Was es damit auf sich hat und wie man ihn im Garten anwenden kann, erklären wir in diesem Artikel.

Phänologischer Kalender
Der phänologische Kalender kann als Gartenplaner genutzt werden

Die Phänologie ist eine sehr alte Wissenschaft, die bereits seit weit mehr als einem Jahrhundert praktiziert wird. Sie sammelt jährlich das Auftreten von bestimmten Naturereignissen und definiert damit 10 phänologische Jahreszeiten. Wir erklären Ihnen, was Phänologie genau ist und wie Sie die natürlichen Jahreszeiten in Form eines Gartenplaners nutzen können, um Ihren Garten ganz nah an der Natur zu bewirtschaften und dadurch reiche Ernten einzufahren.

Was ist Phänologie?

Die Phänologie beschäftigt sich mit Entwicklungsschritten oder Verhaltensweisen bei Pflanzen und Tieren, die jedes Jahr aufs Neue, doch wetterabhängig zu verschiedenen Daten auftreten. Beobachtungen wie Blütezeitpunkte oder das Fliehen der Zugvögel in den Süden werden dokumentiert, um daraus nützliche Empfehlungen für die Landwirtschaft, die Klimaforschung oder auch Imker bereitstellen zu können.

Das Wort „Phänologie“ bedeutet so viel wie „Lehre von den Erscheinungen“. Phänologische Untersuchungen beschäftigen sich damit, wann und warum im Jahresverlauf welche witterungsbedingten Ereignisse eintreten. Dabei kann sowohl das Verhalten der Tiere als auch das Verhalten der Pflanzen studiert werden. Denn beide reagieren sehr empfindlich auf kleine Veränderungen in der Temperatur oder im Wetter und passen ihr Verhalten, so gut es geht, an die jeweiligen Bedingungen an. Beispiele für phänologische Beobachtungen an Pflanzen sind die Zeitpunkte des Blattaustriebs, der Blüte, des Frucht- oder Blattfalls. Bei Tieren können beispielsweise Zeitpunkte wie der Beginn der Winterruhe, der Paarungszeit oder des Setzens von Jungen festgehalten werden. Die meisten phänologischen Kalender orientieren sich aber an Pflanzen, weil diese leicht aufgesucht und regelmäßig überprüft werden können.

Gänseflug am Himmel
Der Vogelflug ist ein Zeichen für eine Veränderung der Jahreszeit [Foto: Maksimilian/ Shutterstock.com]

Phänologische Zeigerpflanzen und Jahreszeiten

Indem Entwicklungsstadien bestimmter Zeigerpflanzen dokumentiert werden, entstehen phänologische Kalender, die in der Landwirtschaft, der Klimaforschung, beim Polleninformationsdienst und sogar von der Tourismusbranche genutzt werden können. Der sogenannte „Vorfrühling“ beginnt zum Beispiel dann, wenn die Haselnuss (Corylus avellana) blüht. Die Jahreszeiten des phänologischen Kalenders beginnen und enden immer mit einem solchen Naturereignis.

Phänologische Kalender werden jährlich mit der Hilfe von Zeigerpflanzen erstellt. Entwicklungsschritte dieser phänologischen Zeigerpflanzen werden als Phänophasen bezeichnet – sie kennzeichnen den Beginn von phänologischen Jahreszeiten. Der phänologische Kalender kennt insgesamt zehn Jahreszeiten und für jede davon kennzeichnende Ereignisse in der Natur. Wie bei den klassischen Jahreszeiten endet eine von ihnen immer mit dem Beginn einer anderen, also dann, wenn das nächste Naturereignis eintritt.
Der Clou der phänologischen Jahreszeiten: Sie sind nicht überall gleich. Haben Sie schon einmal verwundert festgestellt, dass die Schneeglöckchen im Nachbarort viel früher oder später zu blühen beginnen als bei Ihnen? Das liegt daran, dass die phänologischen Jahreszeiten überall anders eintreten – das ist ganz logisch, immerhin bleibt es mancherorts länger kühl, es regnet mehr, friert stärker oder die Sonne scheint mehr. Der phänologische Kalender verläuft also an jedem Ort individuell. Die folgenden Zeigerpflanzen und ihre Entwicklungsstadien definieren klassischerweise den Beginn der zehn phänologischen Jahreszeiten:

  1. Blüte der Haselnuss (Corylus avellana): Vorfrühling
  2. Blüte der Forsythie (Forsythia x intermedia): Erstfrühling
  3. Blüte des Apfels (Malus): Vollfrühling
  4. Blüte des Schwarzen Holunders (Sambuccus nigra): Frühsommer
  5. Blüte der Sommerlinde (Tilia cordata): Hochsommer
  6. Reife der Früh-/August-/Klaräpfel (Malus x domestica): Spätsommer
  7. Reife der Holunderbeeren (Sambuccus nigra): Frühherbst
  8. Reife der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum): Vollherbst
  9. Herbstfärbung der Stieleiche (Quercus robur): Spätherbst
  10. Blattlose Stieleiche (Quercus robur): Winter
Haselstrauchblüten
Die Blüte der Hasel (Corylus avallana) kennzeichnet den Beginn des Vorfrühlings [Foto: Marinodenisenko/ Shutterstock.com]

Wenn in einem beobachteten Gebiet einmal eine der oben genannten Zeigerpflanzen fehlt, wird ersatzweise auf andere Pflanzen zurückgegriffen. Zum Beispiel treten die Blüte von Haselnuss (Corylus avellana) und Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) zeitgleich auf und die Reife von Frühäpfeln (Malus domestica) kann durch die Fruchtreife der Eberesche (Sorbus aucuparia) ersetzt werden.

Tipp: Betrachtet man die phänologischen Jahreszeiten im Vergleich zu den kalendarischen Jahreszeiten der letzten Jahre, kann man eine Verschiebung feststellen: Die „natürlichen“ Jahreszeiten treten infolge des Klimawandels nicht mehr genau in den Zeiträumen ein, in denen wir sie im Kalender vermuten. Deswegen tritt der Frühling für unser Gefühl häufig „zu früh“ und der Winter „zu spät“ ein: Der klassische Kalender kann sich schließlich nicht an das Klima anpassen.

Gärtnern nach dem phänologischen Kalender

Als Gärtner, Imker oder Allergiker können Sie ganz direkt von der Phänologie profitieren. Sie können sinnvolle Zeitpunkte für Saat, Verpflanzung und Ernte erkennen oder auch das baldige Auftreten von Pollen oder Pflanzenschädlingen vorhersehen. Dabei werden die Mechanismen der Natur genutzt, um die Pflanzen unter möglichst optimalen Bedingungen zu kultivieren.

Bienen an Honigwaben
Viele Imker ziehen die Wissenschaft der Phänologie zu Rate [Foto: StudioSmart/ Shutterstock.com]

Wer nach einem phänologischen Gartenplan gärtnert, verwendet die Zeigerpflanzen sozusagen als „Messinstrumente“, die mit komplexen biologischen Mechanismen ihre Umwelt sondieren und empfindlich darauf reagieren. Aus dem phänologischen Kalender lassen sich für Gärtner zum Beispiel Empfehlungen zur Bewässerung, zum Auftreten bestimmter Schädlinge und zu richtigen Zeitpunkten für Saat-, Pflanz- und Erntezeiten ableiten. Außerdem können die Ansprüche von Gemüse, Obst oder Zierpflanzen mithilfe der phänologischen Jahreszeiten beschrieben werden: Manch eine verträgt die Pflanzung im Vorfrühling, eine andere wiederum sollte nicht vor Beginn des Vollfrühlings ins Freie gebracht werden.
Übrigens lassen sich auch viele Imker von der Phänologie helfen: Sie wissen, in welcher phänologischen Jahreszeit welche Trachtpflanze blüht und in welcher die Bienen aus dem Winterschlaf erwachen und mit dem Fliegen oder dem Produzieren von Honig beginnen.

Tipp: Viele Menschen profitieren Jahr für Jahr von der Dokumentation phänologischer Ereignisse: Der Polleninformationsdienst erhält seine Informationen und vor allem Prognosen durch den Deutschen Wetterdienst (DWD), der hierfür wiederum phänologische Daten sammelt. So können Pollenallergiker rechtzeitig benachrichtigt werden und sind auf lästigen Heuschnupfen vorbereitet.

Phänologischer Kalender als Gartenplaner

Ein phänologischer Kalender als Gartenplaner hilft Ihnen, Gartenarbeiten an den phänologischen Jahreszeiten auszurichten. Zu jeder phänologischen Jahreszeit werden Handlungsempfehlungen für den Garten gegeben.

Phänologische Gartenplaner sind in der Regel Bücher, Tabellen oder Schaubilder, die jährlich wiederverwendet werden können und unterschiedliche Gartentätigkeiten an die phänologischen Jahreszeiten knüpfen. Sie beantworten Fragen wie folgende: In welcher der zehn natürlichen Jahreszeiten kann ich was aussäen? In welcher phänologischen Jahreszeit muss ich mich vor Blattläusen besonders in Acht nehmen? Und vor allem: Woran erkenne ich die Jahreszeiten, an denen ich mich orientieren möchte?

Tipp: Auch ein klassischer Kalender kann wunderbar zur Gartenplanung eingesetzt werden. Unser Planturan Einpflanzbarer Kalender enthält jeden Monat Tipps zur Aussaat und Ernte und kommt mit 12 Samenkarten zum Selbst-Pflanzen. So behalten Sie jederzeit den Überblick über anstehende Gartenarbeiten.

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Einen phänologischen Gartenplan zu benutzen bedeutet natürlich, dass der Gärtnernde selbst darauf achten muss, wann es in seinem Garten zum Jahreszeitenwechsel kommt. Im Optimalfall befinden sich passende Zeigerpflanzen in der näheren Umgebung, an denen sich die natürlichen Jahreszeiten ablesen lassen.

Schneeglökchen
Schneeglöckchen werden manchmal für die Erstellung phänologischer Kalender genutzt [Foto: Kuzmenko Viktoria photografer/ Shutterstock.com]

Tipp: In Deutschland sammelt der Deutsche Wetterdienst mithilfe von etwa 1200 ehrenamtlichen Mitarbeitern phänologische Daten in allen Regionen Deutschlands. Hierbei sucht er ständig neue engagierte Beobachter, die in ihre Tätigkeit natürlich eingewiesen werden und eine Aufwandsentschädigung für ihren Dienst an der Forschung bekommen.

Vorteile des phänologischen Kalenders

Wie Sie oben lesen konnten, erfordert das Gärtnern nach dem phänologischen Gartenkalender ein paar kleine Naturbeobachtungen. Dafür hat die Nutzung der Phänologie für Sie etliche Vorteile:

  • Ein phänologischer Gartenkalender muss nicht jedes Jahr neu gekauft werden.
  • Ein phänologischer Gartenkalender funktioniert überall gleich und kann überall in Deutschland verwendet werden.
  • Arbeiten im Garten werden häufiger mit Erfolg belohnt: Sie erfahren weniger Ausfälle durch Frost, Hitze oder Schädlinge und fahren reichere Ernten ein.
  • Ganz nebenbei wird Ihr Auge für die Ereignisse in der Natur geschärft und Sie erleben, dass Jahreszeiten nicht etwa „schlechter“ oder „nicht mehr so wie früher“ sind, sondern sich einfach dynamisch verändern.
Setzlinge in Box haltend
Ein phänologischer Gartenplaner hilft, den richtigen Pflanzzeitpunkt zu finden [Foto: withGod/ Shutterstock.com]

Bei so vielen guten Gründen fragt sich vielleicht mancher von Ihnen bereits: Warum habe ich nicht längst damit begonnen, die Phänologie im Garten zu nutzen? Der Anfang ist gar nicht so schwer: Ein phänologischer Gartenplaner muss her, suchen Sie in Ihrer Umgebung nach passenden Zeigerpflanzen – und schon kann es losgehen!

Übrigens: Es gibt natürlich auch Gartenplaner, die sich ganz klassisch (und etwas unflexibel) an den Monaten des Jahres entlanghangeln. Und wenn Sie jetzt noch nicht sofort mit dem phänologischen Gärtnern beginnen wollen, schauen Sie doch mal bei unserem Aussaatkalender vorbei.

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